Das Svadhisthana Chakra sitzt im Bereich unserer Hüften und ist das Zentrum unserer Sexualität sowie unserer Instinkte. Hier ist unsere Schöpferkraft Zuhause, die dazu einlädt, dem Spirit in uns Ausdruck zu verleihen; sei es beim Hüftekreisen auf dem Dancefloor oder bei emotionalen Ausbrüchen auf der Yogamatte: über Körpersprache und das Einsetzen unserer Sinne verbinden wir uns mit den schöpferischen Superkräften in uns, die wir in künstlerische Kreativität transformieren können.

Sva = Selbst, das Eigene; Adhisthana = Wohnstätte
Sitz: Sakralebene
Element: Wasser
Farbe: Orange
Mantra: VAM
Gott: Vishnu
Tier: Krokodil
Sinnesorgan: Geschmack
Düfte: Ylang Ylang, Orange, Sandelholz, Myrrhe
Sva bedeutet übersetzt Selbst. Der Zugang zu unserem Svadhisthana Chakra öffnet die Tore zu unserer inneren Kraft, die sich letztlich in unserer Kreativität – und all unseren schöpferischen Superkräften ausdrückt.
Oftmals vergessen wir die wahren Kräfte in uns, da wir uns zu selten Zeit nehmen uns unseren eigentlichen Interessen und natürlichen Talenten zu widmen; stattdessen sind wir eifrig damit beschäftigt den Ansprüchen unseres gesellschaftlichen Umfelds – etwa dem Job oder gar der Familie – gerecht zu werden. Neben unserer Sexualität und unserer kreativen Ader haben nämlich auch Themen, wie Geld und Erfolg ihren Ursprung im Sakralchakra – vieles davon zeigt sich zumeist im Außen.
Auf der Matte entfachen wir das Svadhisthana Chakra durch Yoga Flows, die wir mit sinnlichen – fast tanzenden Bewegungen füllen. Der Fokus in der Asanapraxis liegt auf hüftbetonten Haltungen, wie Baddha Konasana, aber auch spielerischen Bewegungen, wie Majariasana (die Katze). Wie das Element Wasser, das dem Sexualchakra zugeordnet wird, fließen wir mal kraftvoll, mal spielerisch durch Vinyasas, nehmen uns aber auch gern die Zeit in Haltungen zu verweilen, um sie mit all unseren Sinnen wahrzunehmen und den Atemfluss freien Lauf zu lassen.
Die Hüften sind Zentrum unserer Sinnlichkeit. In ihnen lebt nicht nur das schöpferische Potential unserer Sexualorgane; auch unausgelebte Aspekte unserer Gefühlswelt liegen hier verborgen.
Durch intuitive Bewegungen – vor allem im Bereich des Beckens – können wir das Svadhisthana Chakra beeinflussen. Ausgelassenes Tanzen fühlt sich deshalb so befreiend an, weil wir uns mit unserer kreativen Seite verbinden, uns von gesellschaftlichen Normen lösen und unseren Empfindungen auf selbstbestimmte Art Ausdruck verleihen können. Gönn dir das Hüftekreisen und Schwingen also so oft wie möglich!
Im positiven Sinne wirkt sich das Svadhisthana Chakra im Genuss aus, der zumindest kurzfristig Freude und Befriedigung mit sich bringt. Ist das Sakralchakra im Ungleichgewicht kann sich dies allerdings im suchtartigen und exzessivem Verhalten äußern.
Emotionale Blockaden und Konflikte mit Mitmenschen sind oft auf Dysbalancen zurückführbar, da das Sakralchakra auch Sitz unbewusster Emotionen ist, die bei mangelnder Selbstfürsorge ganz unerwartet ausbrechen können.
Kein Wunder also, dass die intensiven Hüftöffner in unserer Yogapraxis auch Durchbrüche auf Gefühlsebene entfachen mögen. Gerade in Haltungen, wie Eka Pada Rajakapotanasana (die Taube) sind emotionale Regungen keine Seltenheit. Solltest du in deiner nächsten Yin Yoga Stunde also den sterbenden Schwan mimen, dann erlaube dir ruhig den Gefühlen freien Lauf zu lassen. Selbst wenn das bedeutet, das ein oder andere Tränchen zu verdrücken. All das ist kein Drama im Kopf wert, sondern ein Zeichen dafür, dass eine weitere emotionale Blockade durchbrochen wurde und Prana – die Lebensenergie in dir – ungehindert weiter fließen kann.
Egal, ob auf der Yogamatte, in der Meditationspraxis oder im Flow des Lebens: Es ist wichtig, dass wir uns unseren Gefühlen annehmen und einen Weg finden diese zum Ausdruck zu bringen, anstatt sie zu verdrängen oder daran anzuhaften. Gern lenkt sich das Ego durch unbewussten Konsum und voll gepackte Terminkalender von unerwünschten Emotionen ab. Selfcare bedeutet dir Zeit und Raum einzugestehen, um Sva – dir Selbst – zu begegnen.
Wichtig ist, dass du dich von deinen eigenen Idealbildern befreist; mehr aus dem Gefühl heraus, anstatt ergebnisorientiert handelst. Sich Gefühlen hinzugeben kann sehr überwältigend, gleichzeitig auch unglaublich befreiend sein. Wie das Element Wasser können die Wellen im Außen uns übermannen, wir können aber auch lernen auf ihnen zu reiten. Geschmeidig, spielerisch und kraftvoll zu gleich!
Tagebuch führen oder Gedichte verfassen kann eine hilfreiche Methode sein, sich Gefühle von der Seele zu schreiben, ohne dabei Anforderungen im Außen gerecht werden oder Rücksicht nehmen zu müssen. Das geschrieben Wort ist ein Manifest, das uns unsere Gefühlswelt vor Augen führt. Werden wir uns unseren Emotionen auf mentaler Ebene bewusst, können wir ihnen in künstlerischen Aktivitäten, wie dem Malen, Handarbeit oder Musizieren Ausdruck verleihen.
Letztendlich ist eine Emotion nicht mehr als: Energy in Motion – Energie, die stets in Bewegung ist, sich deshalb aber auch lenken und verwandeln lässt. Wie wäre es also deine Gefühle in kreative Superkräfte zu transformieren anstatt dein Ego von ihnen beherrschen zu lassen?

Das Chakrasystem im Yoga
Im Yoga, im Ayurveda, der traditionellen chinesischen Medizin, aber auch in alten Kampfkünsten und Heilpraktiken ist Energiearbeit Grundlage für ein gesundes Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele.
In der westlichen Welt wird der Begriff Energie meist in einem völlig anderen Kontext benutzt. Energieeffienz äußert sich in unserem Alltag eher im Energiesparmodus unseres Smartphones, mit unseren eigenen Kraftressourcen hingegen gehen wir meist sehr verschwenderisch um.
Laut der Yoga Philosophie erstrecken sich entlang unserer Wirbelsäule sieben verschiedene Energiekanäle, jeder von ihnen mit einer bestimmten Aufgabe und unterschiedlichen Qualitäten.
Der fürsorgliche Umgang unserer Chakren führt zum Ausgleich unserer energetischen Ressourcen und letztlich des Potentials, das in uns steckt, um ein harmonisches Leben in Zufriedenheit mit uns selbst und äußeren Umständen zu führen.
Fotos und mehr Übungen zum Thema Chakra in:

Hatha Yoga – Das komplette Buch. Martina Mittag.
Erschienen: Mai 2018 im Meyer & Meyer Verlag.